Die Parenzana
Die Schmalspurbahn „Parenzana“ führte zwischen 1902 und 1935 von Triest über Koper, Portoroz und Buje bis Porec. Heute ist die ehemalige Bahntrasse ein multinationaler Rad-wanderweg.
Diesen Weg zu befahren war ein von uns schon lange gehegter Plan. Dank der umsichtigen und ambitionierten Planung unsers Guides Peter Zehentner konnten wir diesen heuer auch umsetzen. Der Start der acht wackeren Pedalistinnen und Pedalisten erfolgte am 8. Oktober im italienischen Küstenstädtchen Muggia. Eine starke Bora war uns über weite Teile der ersten Etappe eine ständige Begleiterin. Über Koper radelten wir entlang der malerischen Küste, vorbei an Salinenfeldern nach Izola und weiter nach Portoroz, wo eine kurze Rast eingelegt wurde. So gestärkt ging es vom Meer weg ins hügelige Hinterland Istriens in das Karstgebiet. Vorbei an Buje und Triban näherten wir uns unserem Etappenziel, dem Künst-lerstädtchen Groznjan, das erhaben auf einem Hügel thront. Nachdem wir vorbildlich durch unsere Quartiergeber unterstützt unsere Unterkunft bezogen hatten, ließen wir den ersten Tag bei Fuzi mit Trüffeln, Malvazia, Terrano und anderen Köstlichkeiten ausklingen.
Nachdem unsere erste Teilstrecke frei von irgendwelchen Pannen absolviert worden war, bestiegen wir schon um acht Uhr morgens unsere fahrbaren Untersätze und wollten gut gelaunt losradeln. Ein „Patschen“ am Vorderreifen von Andreas Rad verhinderte dies aber. Unter Federführung von Peter und kräftiger Mithilfe von weiteren reparaturkundigem Personal konnte der Schaden aber behoben und endlich losgeradelt werden. Von Groznjan weg führt die Parenzana über Brücken, Viadukte und Tunnel, angeschmiegt an die Hänge des Hügellandes in das Mirnatal nach Livade. Die strahlende Herbstsonne und die wild romanti-sche Gegend in der herbstlichen Fahrbenpracht war unser Begleiter. Total entcoffeiniert kamen wir schlussendlich in Livade, dem bekannten Trüffelzentrum Istriens an. Beim Trüffelpapst Zigante kehrten wir auf einen Frühstückskaffee ein. Dort wartete bereits eine international besetzt, mondän Sekt schlürfende Trüffeljagdgesellschaft auf ihren Start zum Trüffelsuchen. Außer Capucino, Espresso und Americano blieb uns jede weitere Labung verwehrt und so wollten wir Richtung Motovun aufbrechen. Es blieb zunächst beim Vorhaben. Während der Rast hatte sich die Luft des Hinterreifens von Tonis Fahrrad perfide verabschiedet. Reparatur war angesagt und unsere erprobten Troubleshooter kamen wieder zum Einsatz. Über den steinigen Pfad der Parenzana erklommen wir die Steigung in Richtung Motovun. Im Angesicht der wunderschön gelegenen Stadt gab es den nächsten Pannenalarm. Schon wieder der Hinterreifen an Tonis Fahrrad. Ein kleiner Akaziendorn war der Übeltäter, der den Fahrradschlauch perforiert hatte. In rekordverdächtiger Zeit wurde auch dieser Schaden behoben und Toni erhielt den Beinamen Dornenvogel, der im weiteren Verlauf der Reise noch eine andere Bedeutung erlangen sollte. Über eine steile Rampe erreichten wir schlussendlich Motovun, wo wir uns ausgiebig stärkten. Danach radelten wir durch die wild romantische Landschaft über Viznada, Labinci nach Visnjan. Von dort führt die Parenzana durch Weingärten und Wiesen und bereits wieder mediteran geprägter Gegend Richtung Meer. Schlussendlich fuhren wir in breiter Phalanx auf der Hauptstraße in Porec ein. Für alle Pedalritterinnen und -ritter ein erhebender Moment. Nur Peter Burgstallers Einfahrt erfolgte etwas schaumgebremst…., richtig geraten, ein „Schleicher“, langsames Entweichen der Luft aus dem Pneu des Hinterrades, verursacht durch einen Akaziendorn!
Nach Unterkunftnahme und Revitalisierung ließen wir den Tag in einem Stadtlokal bei ausgezeichnet mundenden lukullischen Genüssen ausklingen.
Doch hatten wir von unseren sportlichen Ambitionen noch nicht genug. Am Morgen des nächsten Tages ging es von Porec entlang der Küsten über Vrsar zum Limski Kanal einem schmalen Meeresarm an der Westküste der kroatischen Halbinsel Istriens. Neben der reizvollen Landschaft ist der Limski Kanal für die dort angesiedelten Fisch- und Muschel-zuchten bekannt. Nachdem wir uns an den opulenten Muschelgerichten ausgiebig delektiert hatten, traten wird wider unseren Rückweg an. Der Abend war dann schon mit etwas Wehmut vor der Abreise durchsetzt, trotzdem konnten wir auch diesen Abend in vollen Zügen genießen. Anzumerken ist, dass keiner der Teilnehmerinnen und Teilnehmer eine Panne erlitt.
Am letzten Tag war noch eine Ausfahrt Richtung Novigrad geplant. Es ging wieder über den Küstenpfad Richtung Norden. Zunächst verlief unsere Ausfahrt völlige harmonisch und relaxed entlang des Meeres, durch Weingärten und Olivenhainen. Ein Schäfer trieb in seinem Fahrzeug sitzend, unterstützt von zwei Hunden seine Schafherde auf dem Radweg durch unsere Fahrradgruppe, alles kein Problem. Aber es sollte nicht sein, dass wir unser Ziel erreichen sollten. Eine Irritation über den Verlauf der Strecke, sorgte über einen unorthodoxen Abgang eines Athleten vom Fahrrad, Gott sei Dank keine weiteren Folgen. Beim erneuten Anfahren, eine kurze Unaufmerksamkeit, eine Kollision, eine Teilnehmerin und ein Teilnehmer verabschiedeten sich von ihren Sportgeräten und fanden sich auf dem Boden Istriens liegend wieder. Folgen: Eine Bänderzerrung im Knöchel, die von einer erfahrenen, medizinisch bestgeschulten Teilnehmerin mustergültig erstversorgt wurde. Der Aufprall des anderen Teilnehmers, verbunden mit Dornen und Disteln, brachte diesem nach eingehend medizinisch analytischer Diagnose unserer fachkundigen Begleiterin den neuen Beinamen ein. „Jetzt bist du der Dornenvogel“!
Trotz des kleinen Zwischenfalls konnten alle selbständig zurück nach Porec fahren. Bei gutem Essen ließen wir unsere Fahrradtouren nochmals Revue passieren und kamen zu folgendem Fazit:
Die Parenzana, ca 125 Kilometer lang, eine absolut schöne Fahrradtour durch atemberaubende, wild romantische Landschaft mit wunderbaren Ortschaften. Istrien ein Land für lukullische Genüsse mit ausgezeichneten landestypischen Weinen.
Sollte durch diesen Bericht jemand animiert werden die Parenzana zu befahren einige hilfreich Tipps: Nehmt ausreichend Ersatzschläuche und Reparatursets, sowie fachkundiges Personal zur Radpflege mit.
Letzte Bemerkung in Pandemiezeiten: Selbstverständlich haben wir uns auch strikt an die 3 G Regel gehalten: GEGESSEN, GETRUNKEN, GELACHT